Endometriose – Wenn der weibliche Körper zu laut spricht, weil niemand zuhört

Die stille Epidemie

Es beginnt oft unscheinbar. Ein Ziehen vor der Periode. Ein Druckgefühl im Unterbauch. Ein diffuses „Etwas“, das schwer zu greifen ist. Viele Frauen schildern mir, dass sie sich lange Zeit eingeredet haben: „Das ist wohl normal.“ Doch es ist nicht normal. Endometriose ist nicht nur häufig – sie ist auch häufig verkannt.

Schätzungen zufolge ist etwa jede zehnte menstruierende Person betroffen. Und dennoch dauert es durchschnittlich sieben bis zehn Jahre bis zur Diagnose. Was in dieser Zeit passiert, ist mehr als ein medizinisches Problem. Es ist eine Erfahrung von Nichtgehörtwerden, von Selbstzweifeln – und oft auch von körperlicher Entfremdung.


Was geschieht im Gewebe?

Endometriose beschreibt das Vorkommen von gebärmutterschleimhautähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Dieses sogenannte ektope Gewebe siedelt sich an unterschiedlichsten Stellen an – Eierstöcke, Eileiter, Darm, Blase, Bauchfell, Zwerchfell – in seltenen Fällen sogar im Gehirn.

Obwohl dieses Gewebe sich hormonell wie die normale Gebärmutterschleimhaut verhält, fehlt ihm der Abflussweg. Mit jedem Zyklus kommt es zu Mikroblutungen, Entzündungen, Verklebungen, Vernarbungen – und damit verbunden zu chronischen Schmerzen, Funktionsstörungen und oft auch Unfruchtbarkeit.

Interessant ist: Die Ausprägung der Schmerzen korreliert nicht zwingend mit der Menge des Gewebes. Manche Frauen haben massive Herde und kaum Symptome – andere leiden extrem trotz minimaler Befunde.


Der Körper erinnert sich

In meiner Arbeit mit Frauen, die unter Endometriose leiden, fällt mir ein Muster auf: Es sind häufig Frauen mit hoher Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein und innerem Druck, zu funktionieren. Viele haben ein ausgeprägtes Gespür für andere – aber wenig Verbindung zu sich selbst.

Der Bauchraum – das Zentrum für Intuition, Emotion und vegetative Regulation – wirkt bei vielen von ihnen wie energetisch blockiert. Die Mobilität der Beckenorgane ist eingeschränkt, die Gewebe sind verhärtet, das Zwerchfell angespannt. Mit Kader Abdominal Therapy (KAT) lässt sich dieser Bereich gezielt untersuchen und behandeln – sanft, präzise und respektvoll gegenüber dem, was der Körper hält.

Aha-Moment: Eine Patientin beschrieb das Gefühl nach der ersten KAT-Behandlung als „endlich wieder Luft bis in den Beckenboden bekommen – wie wenn sich etwas in mir wieder ausdehnen darf.“


Schmerz als Sprache verstehen

Der Schmerz ist bei Endometriose nicht nur ein Signal. Er ist oft auch ein Ausdruck innerer Stauung – auf mehreren Ebenen. Wenn sich das Gewebe entzündet, ist das eine körperliche Tatsache. Doch gleichzeitig sprechen die betroffenen Regionen auch eine symbolische Sprache:

  • Eierstöcke – kreative Impulse, hormonelles Gleichgewicht

  • Gebärmutter – Fähigkeit zu empfangen und loszulassen

  • Darm – Verarbeitung, Intuition, Abgrenzung

  • Blase – emotionale Grenzen, Rückhalt

  • Zwerchfell – Atmung, Autonomie, Spannungsregulation

Das fasziale Netzwerk, das alle diese Organe verbindet, reagiert nicht nur auf mechanische, sondern auch auf psychovegetative Reize. Die Aufhängungen der Gebärmutter, das Ligg. ovarica, der Beckenboden – sie alle zeigen, wie sehr Körperstruktur und Lebensrhythmus miteinander verwoben sind.


Warum klassische Therapien oft an Grenzen stoßen

Operationen, Hormontherapien, Schmerzmittel – sie können lebenswichtig sein. Doch viele Frauen kommen irgendwann an einen Punkt, an dem der Schmerz trotz aller medizinischen Maßnahmen bleibt. Oder wiederkehrt. Was dann?

Ein oft übersehener Aspekt ist der Stau im venös-lymphatischen System. Das kleine Becken ist ein Rückzugsort für viele Flüssigkeiten. Wird der Fluss durch Narben, Verklebungen, emotionale oder strukturelle Fixierungen behindert, entsteht ein chronisches Ungleichgewicht.

Kader Abdominal Therapy setzt genau hier an: Wir lösen manuell fasziale Spannungen, mobilisieren Organaufhängungen, fördern den Lymphabfluss und unterstützen das vegetative Nervensystem. Die Ergebnisse sind oft spürbar – und nachhaltig.

Aha-Moment: Eine Klientin, die nach vier Operationen keine Verbesserung erlebte, sagte nach drei Behandlungen: „Ich wusste nicht, dass sich mein Unterleib wieder weich und warm anfühlen kann.“


Rhythmus als verlorener Taktgeber

Endometriose betrifft einen Prozess, der zutiefst rhythmisch ist: den weiblichen Zyklus. Der Hormonfluss, der Temperaturverlauf, die Peristaltik der Gebärmutter – all das ist fein aufeinander abgestimmt. Wird dieser Rhythmus durch äußere Anforderungen, chronischen Stress oder Trauma unterbrochen, kann der Körper aus dem Takt geraten.

Interessanter Fakt: Der Hypothalamus – zuständig für Zyklusregulation – reagiert hochsensibel auf emotionale Belastungen. Studien zeigen, dass traumatische Erfahrungen, Schlafmangel oder chronischer Stress den Regelkreis zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Eierstock (H-H-O-Achse) massiv stören können.

Die Wiederherstellung von Rhythmus – auf Gewebe- wie auf Hormonebene – kann ein zentraler Baustein der Therapie sein. Nicht als schnelle Lösung, sondern als Einladung an den Körper, sich wieder zu synchronisieren.


Die Rückkehr zum eigenen Körpergefühl

Endometriose zwingt zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Viele Frauen erleben eine Entfremdung – nicht selten entsteht der Wunsch, „endlich wieder neutral“ zu empfinden. Doch was, wenn Heilung nicht das Ausblenden, sondern das Wiedereintauchen bedeutet?

KAT-Behandlungen fördern genau das: ein neues Körperbewusstsein. Der Fokus liegt nicht nur auf der Symptomlinderung, sondern auf der Wiederverbindung – mit den inneren Rhythmen, dem Atem, dem Gewebe, dem eigenen Empfinden von Zentrum und Sicherheit.

Aha-Moment: Manche Frauen erleben nach der Behandlung das erste Mal seit Jahren ihre Menstruation als „mild, friedlich, sogar erleichternd“.


Ein neuer Blick auf Weiblichkeit

Vielleicht zeigt uns Endometriose nicht nur, dass etwas im Gewebe aus dem Gleichgewicht geraten ist – sondern auch, dass wir als Gesellschaft verlernt haben, zyklisch zu denken. Dass wir weibliche Prozesse immer noch als Schwäche interpretieren, statt als Ausdruck tiefer biologischer Intelligenz.

Was wäre, wenn das Becken nicht länger Ort des Schmerzes, sondern wieder Quelle von Kraft und Zentrum von innerer Stabilität sein darf?

Manche Heilprozesse beginnen nicht im Operationssaal. Sondern in einem Raum, in dem jemand zuhört. In dem der Bauch wieder atmen darf. In dem Schmerz nicht nur bekämpft, sondern verstanden wird.

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